Grundimmunisierung für dein Kind – sicher durch die ersten Lebensjahre

Grundimmunisierung für dein Kind – sicher durch die ersten Lebensjahre

Wenn du mit deinem Baby das erste Mal in der Kinderarztpraxis sitzt, die U-Untersuchung ansteht und die Ärztin irgendwann das Wort „Impfkalender“ sagt, fühlt sich das schnell nach ganz schön viel an. Impfungen im 2., 4. und 11. Lebensmonat, dann wieder im 11. und 15. – und irgendwo dazwischen fragst du dich: „Mache ich das alles richtig? Ist das wirklich nötig? Und wie soll ich mir das alles merken?“

Genau darüber sprechen wir hier: über die Grundimmunisierung ab etwa der 6. Lebenswoche und die wichtigsten Impfungen für Säuglinge, Kinder und Jugendliche – so, dass du den Plan verstehst und Entscheidungen ruhiger treffen kannst. Fachlich gibt es einen offiziellen Impfkalender, im Alltag gibt es aber vor allem eins: dich, dein Kind und viele Fragen. Dieser Artikel soll dir helfen, einen klareren Überblick zu bekommen – ohne Druck, dafür mit viel Verständnis für deinen Eltern-Alltag.

Im Alltag sieht das nämlich ganz anders aus: Dein Baby ist vielleicht quengelig nach einer Impfung, du sitzt abends erschöpft auf der Couch und versuchst neben Windeln, Milchpulver und Schlafmangel auch noch den Impfstatus im Blick zu behalten. Und dann reden vielleicht noch Großeltern oder Freunde mit – von „früher“ oder „bei uns war das so…“. Es ist völlig normal, dass dich das verunsichert. Du musst aber nicht alles auswendig wissen. Wichtig ist, dass du grob verstehst, wofür die Impfungen da sind – und dass du eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt an deiner Seite hast, mit dem du offen reden kannst.

Was bedeutet Grundimmunisierung überhaupt?

Mit „Grundimmunisierung“ ist eine Reihe von Impfungen gemeint, die das Immunsystem deines Kindes Schritt für Schritt an verschiedene Erreger „heranführt“. Häufig braucht es dafür mehrere Impfdosen im Abstand von Wochen oder Monaten, damit der Körper einen stabilen, langfristigen Schutz aufbauen kann. Genau deshalb tauchen die gleichen Krankheiten auf dem Impfplan mehrfach auf – zum Beispiel bei den 6-fach-Impfungen im 2., 4. und 11. Lebensmonat.

Der Impfkalender ist so aufgebaut, dass dein Kind möglichst früh vor Krankheiten geschützt wird, die gerade im Säuglings- und Kleinkindalter sehr schwer verlaufen können. Dazu gehören unter anderem Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten (Pertussis), Polio (Kinderlähmung), Hib (Haemophilus influenzae Typ b), Hepatitis B, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken (Varizellen) und bestimmte Meningokokken-Typen. Später kommen noch Impfungen für Jugendliche dazu, zum Beispiel gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y.

Wichtig ist: Impfempfehlungen können sich ändern, wenn neue Daten vorliegen. Das heißt für dich: Nutze Artikel wie diesen, um ein gutes Grundverständnis zu bekommen – aber besprich konkrete Fragen und besondere Situationen (Frühgeburt, Vorerkrankungen, verpasste Termine) immer mit der Ärztin oder dem Arzt deines Kindes. Dieser Text kann informieren, aber er ersetzt keine individuelle medizinische Beratung.

Banoo Tipp

Banoo-Tipp: Impfplan sichtbar machen

Häng dir eine einfache Übersicht des Impfkalenders an den Kühlschrank oder kleb sie in das U-Heft. So habt ihr als Eltern beide im Blick, welche Impfung ungefähr wann ansteht – ganz ohne schlechtes Gewissen, wenn ihr nicht alles auswendig wisst.

Die ersten Lebensmonate: 6-fach-Impfung und Meningokokken B

In den ersten Lebensmonaten ist dein Baby noch besonders verletzlich. Viele der Erkrankungen, gegen die geimpft wird, verlaufen bei Säuglingen deutlich schwerer als bei größeren Kindern oder Erwachsenen. Deshalb startet die Grundimmunisierung früh: typischerweise mit Impfungen um den 2. und 4. Lebensmonat und dann erneut im 11. Lebensmonat.

In diesen Terminen wird in der Regel ein sogenannter 6-fach-Impfstoff verwendet. Er schützt gleichzeitig vor Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten (Pertussis), Polio (Kinderlähmung), Hib und Hepatitis B – also sechs schwere Erkrankungen mit nur einer Injektion. Die Grundimmunisierung erfolgt dabei in drei Dosen: im 2., 4. und 11. Lebensmonat. Zusätzlich kommen in diesem Zeitraum häufig weitere Impfungen dazu, zum Beispiel gegen Pneumokokken und – je nach Impfplan – gegen Meningokokken B.

Vielleicht kennst du die typische Praxissituation: Du sitzt mit deinem zwei Monate alten Baby im Wartezimmer, es ist gerade eingeschlafen, und du weißt schon, dass gleich wieder Tränen fließen werden. Nach der Spritze schreit dein Kind, vielleicht bist du innerlich kurz mit am Limit. Und dann noch der Gedanke: „War das jetzt wirklich nötig?“ – Gerade da hilft es, sich kurz vor Augen zu führen, wogegen du dein Kind gerade schützt: vor Krankheiten, die Hirnschäden, Lähmungen, schwere Atemprobleme oder sogar den Tod verursachen können. Viele dieser Infektionen sieht man heute so selten, weil so viele Kinder geimpft sind.

Zur Meningokokken-B-Impfung: Für Säuglinge wird in der Regel eine Grundimmunisierung mit mehreren Dosen im ersten Lebensjahr empfohlen, etwa im 2., 4. und 12. Lebensmonat. Diese Bakterien können eine lebensbedrohliche Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung verursachen – gerade im Säuglingsalter verlaufen solche Verläufe oft sehr schwer. Die Impfung gehört daher in vielen Impfplänen fest mit dazu.

Wenn dein Kind zu früh geboren wurde, kommt noch ein Detail dazu: Frühgeborene brauchen für die Grundimmunisierung mit dem 6-fach-Impfstoff meist eine zusätzliche vierte Dosis im Alter von etwa 11 Monaten, weil ihr Immunsystem reifer werden muss, um den vollen Schutz aufzubauen. Dein Kinderarzt oder deine Kinderärztin wird dich darauf aktiv ansprechen – du musst das nicht ganz alleine im Blick behalten.

Das zweite Lebensjahr: Masern, Mumps, Röteln und Windpocken

Im zweiten Lebensjahr kommen die Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR) und Varizellen (Windpocken) dazu. Der Plan sieht meist zwei Impftermine vor: die erste Impfung im Alter von etwa 11 Monaten und die zweite mit 15 Monaten. Das kann als MMR- oder als MMRV-Kombinationsimpfstoff erfolgen – also mit oder ohne gleichzeitige Windpocken-Impfung.

Auch hier passiert im Alltag viel drum herum: Manche Kinder sind in dem Alter schon sehr wachsam und merken genau, wenn in der Praxis „was im Busch ist“. Vielleicht klammert sich dein Kind an dich, wenn die Spritze kommt, oder es ist danach müde, etwas fiebrig oder anhänglicher als sonst. Das kann anstrengend sein – vor allem, wenn du selbst nach einer langen Nacht eigentlich nur schlafen möchtest.

Gleichzeitig sind gerade Masern und Windpocken keine harmlosen Kinderkrankheiten. Masern können zu Lungenentzündungen, Hirnentzündungen und einer tödlich verlaufenden Spätkomplikation führen. Windpocken hinterlassen manchmal Narben und können später als Gürtelrose wieder auftauchen. Die zwei Impfungen im 11. und 15. Lebensmonat sind wichtig, um einen möglichst sicheren und langanhaltenden Schutz aufzubauen.

Falls ein Termin mal verpasst wird – zum Beispiel, weil dein Kind krank ist oder eine Familienreise dazwischenkommt – können Impfungen in der Regel nachgeholt werden. Sag einfach in der Praxis Bescheid, dann wird gemeinsam geschaut, wie der Plan angepasst werden kann. Es ist kein „Versagen“, wenn mal etwas verrutscht. Es ist normaler Familienalltag.

Banoo Tipp

Banoo-Tipp: Vorbereitung auf den Impftermin

Überleg dir vorher, wie du dein Kind trösten kannst: Lieblingskuscheltier, Schnuller, ein ruhiger Spruch oder ein kleines Ritual (z.B. danach zusammen ein Buch anschauen). So wird aus dem Impftermin ein berechenbares Ereignis – für dich und dein Kind.

Besonderer Schutz im Jugendalter: Meningokokken A, C, W und Y

Die Meningokokken B hast du schon in der Säuglingszeit kennengelernt. Später im Leben deines Kindes kommt oft noch eine weitere Meningokokken-Impfung dazu: Für Kinder und Jugendliche im Alter von etwa 12 bis 14 Jahren wird eine Impfung gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W und Y (MenACWY) empfohlen.

Das klingt erst einmal weit weg, wenn dein Kind gerade erst ein Baby ist – aber vielleicht liest du diesen Artikel auch mit einem älteren Kind im Kopf. Die Impfung in diesem Alter hat zwei Ziele: Einerseits sind Jugendliche in bestimmten Altersgruppen selbst stärker gefährdet, an schweren Meningokokken-Erkrankungen zu erkranken. Andererseits tragen sie häufig Bakterien im Nasen-Rachen-Raum, ohne selbst krank zu sein, und können so andere anstecken. Die Impfung hilft also sowohl deinem Kind als auch der Gemeinschaft.

Praktisch lässt sich diese Impfung gut mit einer Jugendvorsorgeuntersuchung (z.B. J1) kombinieren. Vielleicht sitzt du dann mit einem Teenager im Wartezimmer, diskutierst mehr über Smartphone-Regeln als über Windeln, aber das Grundprinzip ist das gleiche wie beim Baby: eine Spritze, um schwere Erkrankungen zu verhindern. Oft wird in diesem Alter auch noch einmal geschaut, ob der Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Polio vollständig ist und bei Bedarf aufgefrischt werden muss.

Wenn Kinder Vorerkrankungen haben: Grippe und COVID-19

Manche Kinder haben von Anfang an besondere gesundheitliche Themen: Asthma, Herzfehler, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder andere chronische Diagnosen. Für diese Kinder sind Infektionen wie Influenza (Grippe) oder COVID-19 oft deutlich belastender als für gesunde Altersgenossen – deshalb spielen hier zusätzliche Impfempfehlungen eine Rolle.

Für Kinder mit bestimmten chronischen Grunderkrankungen wird ab dem 6. Lebensmonat meist eine jährliche Grippeimpfung empfohlen. Die Grippe kann bei ihnen häufiger zu Komplikationen wie Lungenentzündung oder Krankenhausaufenthalten führen. In der Praxis bedeutet das: Wenn dein Kind zu einer Risikogruppe gehört, wird eure Kinderärztin mit euch besprechen, ab wann eine jährliche Grippeimpfung sinnvoll ist – häufig im Herbst, bevor die Grippesaison startet.

Beim Thema COVID-19 haben sich die Empfehlungen in den letzten Jahren mehrfach geändert, was verständlicherweise für viel Unsicherheit sorgt. Für Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen kann eine COVID-19-Impfung bereits ab 6 Monaten empfohlen sein. Für gesunde Kinder und Jugendliche wurden die Empfehlungen im Laufe der Zeit angepasst; entscheidend ist hier, was aktuell gültig ist. Genau deshalb lohnt sich der Blick auf die jeweils aktuelle Empfehlung deiner Kinderarztpraxis, statt sich auf alte Zettel oder Diskussionen in Foren zu verlassen.

Wenn dein Kind eine Vorerkrankung hat, sitzt bei solchen Gesprächen oft noch mehr Gefühl mit im Raum: Sorge, manchmal Wut („Warum muss mein Kind überhaupt so viel mehr durchmachen?“) und vielleicht auch Erschöpfung, weil Arzttermine euch ohnehin begleiten. Du darfst diese Gefühle haben – und du darfst sie auch ansprechen. Eine gute Kinderarztpraxis nimmt sich Zeit, mit dir zu sortieren, was medizinisch sinnvoll ist und wie ihr den Impfplan an eure Lebensrealität anpasst.

Banoo Tipp

Banoo-Tipp: Fragen aufschreiben

Schreib dir vor dem Arzttermin deine Fragen zu Impfungen stichwortartig auf – gern zusammen mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Im Praxisalltag geht sonst schnell etwas unter, vor allem wenn Geschwisterkinder dabei sind oder dein Kind unruhig ist.

Zwischen Fachwissen und Bauchgefühl – deinen Weg finden

Impfentscheidungen treffen Eltern selten nur mit dem Kopf. Klar, die Fakten zu Krankheiten, Risiken und Studien sind wichtig – aber daneben steht immer dein Bauchgefühl, deine Geschichte mit deinem Kind und eure Familiensituation. Vielleicht hast du ein Frühchen, das schon Wochen im Krankenhaus verbracht hat, und allein der Gedanke an weitere Piekser löst bei dir Stress aus. Vielleicht hast du selbst schlechte Erfahrungen mit einer Impfung gemacht und bist deshalb vorsichtig. Oder du kennst jemanden, der an einer der Krankheiten schwer erkrankt ist und bist deshalb besonders motiviert.

Was hilft, ist oft eine Mischung aus Informationsquellen: Der Impfkalender gibt dir einen verlässlichen Überblick über die Standardempfehlungen. Deine Kinderärztin oder dein Kinderarzt übersetzt das in eure individuelle Situation: Wie alt ist dein Kind? Welche Vorerkrankungen gibt es? Welche Impfungen wurden vielleicht schon nachgeholt? Und du selbst bringst dein Gefühl ein, deine Fragen, deine Werte. Du darfst nach Nebenwirkungen fragen, nach Alternativen (z.B. Kombinationsimpfstoff oder einzelne Impfungen), nach zeitlicher Streckung oder Zusammenlegung von Terminen.

Ein typischer Alltagsschnipsel könnte so aussehen: Es ist Montagmittag, du kommst direkt von der Arbeit in die Praxis, dein Baby ist müde, dein größeres Kind mault, weil es eigentlich zum Training wollte, und dein Kopf ist komplett voll. Nach der Impfung schreit das Baby, der Große rollt die Augen, und du fragst dich kurz, ob du dir das alles eingebildet hast mit „guter Vorbereitung“. Genau da lohnt sich ein freundlicher Blick auf dich selbst: Du kümmerst dich gerade aktiv um die Gesundheit deiner Kinder – auch wenn es sich im Moment mehr nach Chaos als nach Heldentat anfühlt.

Vielleicht hilft dir der Gedanke, dass Impfen ein bisschen wie ein unsichtbares Sicherheitsnetz ist: Dein Kind merkt im Alltag nichts davon, kann im Kindergarten spielen, auf Geburtstagen toben und in der Schule lernen – und du hast im Hintergrund so viel wie möglich getan, um es vor schweren Infektionen zu schützen.

Was du aus all dem mitnehmen kannst

Du musst den gesamten Impfkalender nicht auswendig kennen, um ein guter Vater oder eine gute Mutter zu sein. Wichtig ist, dass du weißt: Es gibt einen Plan – und du darfst ihn mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt deines Vertrauens immer wieder in Ruhe durchgehen.

Für Säuglinge bedeutet das vor allem die Grundimmunisierung im 2., 4. und 11. Lebensmonat gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Polio, Hib und Hepatitis B. Dazu kommen im 11. und 15. Lebensmonat die Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Parallel wird häufig eine Impfung gegen Meningokokken B im 2., 4. und 12. Lebensmonat geplant. Für Frühgeborene ist in der Regel eine zusätzliche 6-fach-Impfung im 11. Monat vorgesehen.

Später im Leben deines Kindes folgt dann im Jugendalter die empfohlene Impfung gegen Meningokokken A, C, W und Y im Alter von etwa 12 bis 14 Jahren. Für Kinder mit Vorerkrankungen spielen zusätzliche Impfungen wie die jährliche Grippeimpfung ab dem 6. Lebensmonat und – je nach aktueller Empfehlung – die COVID-19-Impfung eine wichtige Rolle.

Am Ende bist du die Person, die nachts am Bett deines Kindes sitzt, Fieber misst, tröstet und aushält. Es ist absolut okay, wenn dich die Fülle an Informationen zwischendurch überfordert. Schritt für Schritt, Termin für Termin, Frage für Frage – so entsteht nach und nach genau das: ein umfassender Impfschutz für dein Kind, der es durch Säuglingszeit, Kindergarten, Grundschule und Teenagerjahre begleitet.