
Selbstwert & Mut
„‚Ich bin dumm‘ – was dein Kind wirklich meint“
Wenn dein Kind nach den Hausaufgaben plötzlich sagt: „Ich bin dumm!“, trifft dich das mitten ins Herz. Du willst widersprechen, trösten, sofort klarstellen, dass das natürlich nicht stimmt. Aber hinter diesen Worten steckt oft mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Kinder sagen so etwas selten, weil sie wirklich glauben, dumm zu sein – sondern weil sie sich in dem Moment hilflos, überfordert oder entmutigt fühlen. Es ist ihr Versuch, mit einem großen Gefühl umzugehen, das sie noch nicht richtig benennen können.
Vielleicht hast du diese Situation schon erlebt: Dein Kind sitzt vor dem Matheheft, der Kopf raucht, die Zahlen verschwimmen. Du gibst einen Tipp – und plötzlich fliegen das Heft und der Bleistift durch die Gegend. „Ich kann das einfach nicht!“ Und du spürst, wie die Frustration im Raum fast greifbar wird. In solchen Momenten hilft es, tief durchzuatmen – nicht nur für dein Kind, sondern auch für dich. Denn Kinder orientieren sich stark an der Reaktion der Erwachsenen. Wenn du ruhig bleibst, signalisierst du: „Es ist okay, dass du gerade kämpfst. Ich traue dir trotzdem zu, das zu schaffen.“

Banoo-Tipp: Gefühle annehmen statt abwehren
Kinder müssen lernen, dass Fehler nichts Schlimmes sind, sondern Teil des Lernens. Doch das passiert nicht durch Belehrungen, sondern durch Erfahrung. Wenn sie erleben, dass sie Fehler machen dürfen, ohne dass jemand schimpft oder enttäuscht ist, wächst ihr inneres Gefühl von Sicherheit. Sie trauen sich mehr zu – und genau daraus entsteht Selbstvertrauen.
Viele Kinder verlieren ihren Mut nicht, weil sie etwas nicht können, sondern weil sie Angst haben, zu versagen. Sie wollen alles richtig machen – vor allem in der Schule, wo Leistung sichtbar wird. Und manchmal reicht ein unbedachter Satz („Das hättest du doch wissen müssen!“), um ihren Glauben an sich selbst ins Wanken zu bringen. Dabei brauchen sie gerade dann unsere Zuversicht: die leise, geduldige Stimme, die sagt: „Ich weiß, dass du das lernen kannst – auch wenn es gerade schwer ist.“
„Kleine Alltagsaufgaben für mehr Selbstvertrauen“
Selbstvertrauen wächst nicht in den großen Momenten, sondern im Alltag – in den vielen kleinen Situationen, in denen dein Kind etwas selbst schafft. Der Stolz, wenn es den Tisch deckt, allein zum Bäcker geht oder den Schlüssel ins Schloss bekommt, ist unbezahlbar. Diese kleinen Erfolge machen stark, weil sie zeigen: „Ich kann etwas bewirken.“
Manchmal unterschätzen wir, wie sehr Kinder Verantwortung lieben – wenn sie sie in ihrem Tempo und in ihrem Rahmen übernehmen dürfen. Es lohnt sich, im Alltag bewusst kleine Aufgaben zu übertragen, die altersgerecht, aber herausfordernd sind. Zum Beispiel:
- Das Frühstück selbst vorbereiten (z. B. Müsli einfüllen, Obst schneiden)
- Den Haustürschlüssel tragen und aufschließen
- Eine kleine Einkaufsliste selbst abarbeiten
- Den Müll rausbringen oder den Geschirrspüler einräumen
All diese Dinge scheinen banal, aber sie vermitteln ein tiefes Gefühl von Kompetenz. Kinder spüren: „Ich kann das. Ich bin wichtig. Ich trage bei.“ Und das verändert ihre innere Haltung enorm.

Banoo-Tipp: Mut wächst durch Machen
Wenn du deinem Kind etwas zutraust, wächst es in seine Aufgaben hinein. Dabei ist es wichtig, das Lob nicht auf das Ergebnis zu richten („Toll, dass du die 1 geschafft hast!“), sondern auf den Einsatz: „Ich habe gesehen, wie viel Mühe du dir gegeben hast.“ Das zeigt deinem Kind: Sein Wert hängt nicht von Leistung ab, sondern von seinem Engagement – und davon, dass es dranbleibt, auch wenn’s schwer wird.
Kinder, die sich selbst etwas zutrauen, gehen mutiger durch die Welt. Sie wagen neue Dinge, probieren aus und stehen wieder auf, wenn sie hinfallen. Und genau das ist Mut – nicht die Abwesenheit von Angst, sondern das Weitermachen trotz Unsicherheit.

Banoo-Tipp: Mach Mut sichtbar
Am Ende ist es das, was wir unseren Kindern mitgeben wollen: das Vertrauen in sich selbst. Nicht, dass sie alles perfekt machen, sondern dass sie wissen – egal, was kommt – sie haben die innere Stärke, damit umzugehen. Und manchmal, wenn du dein Kind beobachtest, wie es mit stolzgeschwellter Brust seinen Ranzen schultert oder dir erzählt, dass es heute jemandem geholfen hat, weißt du: Genau dieser kleine Moment ist ein großer Schritt auf dem Weg zu echtem Selbstwert.
